Statement zur Malerei, Anfang der 1980er Jahre


Meine Bilder sind gegenständlich.
Durch das fotografische Bild, das ich in den meisten Zeichnungen und Malereien seit ca. 1972 als Ausgangsmaterial benutze, sind sie einmal mit realen räumlich-zeitlichen Situaionen verbunden, die irgendwann und -wo bestanden haben.
Zum anderen sind sie mit der Realität Fotografie verbunden.
D.h., meine Bilder greifen auch Merkmale fotografischer Abbildeverfahren auf, die Realität in spezifischer Weise vermittelt wiedergeben.

Die Fotos, auf die ich mich bisher bezogen habe, sind oft Amamteurfotos gewesen, Bilder, die als Projektionsschirm für Erinnerungen gedient haben, Relikte zwischenmenschlicher Situationen, Fundstücke für mich.
In den letzten Jahren habe ich daneben des öfteren selbst angefertigte Fotografien benutzt, Kamera-“Notizen“, bei denen manchmal der spätere Verwendungszweck als motivischer Ausgangspunkt für Zeichnung und Malerei schon mitgemeint war.

Eine zunächst eher unbestimmte Qualitätsempfindung, eine Art „Witterung“ für und Neugier auf die Tragfähigkeit des Sujets ergibt den Kontakt zum Ausgangsbild.

Diese anfängliche, intensive Empfindung bezieht sich -mit Betonungsverschiebungen- auf beides: auf situative Momente, mich berührende Konstellationen zwischen Menschen und Menschen, Menschen und Dingen und auf „Fotografismen“ wie Lichtüberstrahlungen, Verkippungen, Farbveränderungen usw., die mich ihrer Distanz erzeugenden Wirkungsmöglichkeiten interessieren.

Der Arbeitsprozeß zum Bildergebnis hin führt meist über Vorstudien, planende Skizzen, Detailzeichnungen, zur Festlegung von Bildgröße, Ausführungstechnik und zu rsten Formulierungen des Bestandes an Farb-Formbeziehungen, die dann im weiteren Verlauf über manche Zwichenlösungn differenziert, geklärt und zu Ende gebracht werden.
Ich bevorzuge also Methoden, die die eigenständige Entwicklung von Bildzusammenhängen und Detailformulierungen betonen.
Der Kontakt zur fotografischen „Vorlage“ wird denn auch über weite Strecken des Arbeitsvorgangs aufgegeben, nur hin und wieder noch gesucht.


Statement zur Malerei, Ende der 1980er Jahre

In der Malerei interessiert mich zunehmend die zunächst bedeutungsoffene Zusammenführung und Verbindung heterogener, gegenständlicher Zeichen zu Bildgefügen.
Die Gegenstandszeichen werden auf zeichnerischem, malerischem Weg, per Frottage, auf fotomechanischem Weg, als Realmaterial etc. aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen gelöst und in neue Beziehungen überführt. Ihre „Kontaktmöglichkeiten“ werden erprobt.

In der Fotografie interessieren mich zunehmend die Komplizierung und Zerlegung des zentralperspektivischen Bildraums und der Gegenstandsform.
Instrumente dazu sind konventionelle Kamera- und selbstentwickelte Lochkamera-Systeme.

Ich bemerke zunehmend die wechselseitige Beeinflussung der Bildprinzipien, die ich in Malerei und Fotogafie verfolge, ohne daß sich imitative Abhängigkeiten ergeben.


zur 5.BIENNALE „Wir können auch anders“, Ad-Hoc-Galerie im Kuhstall, Kreuztal

Die seit den neunziger Jahren entstandenen Malereien, Zeichnungen und Graphiken von Jürgen Königs setzen Interessen und Fragestellungen des früheren malerischen Œuvres fort.
Sie beziehen sich wie dieses mehrheitlich auf fotografische „Fundstücke“, beschränken sich aber zumeist auf kleineres Format, erlauben häufig eher skizzenhaften, experimentellen Zugriff und das Arbeiten in Variationsreihen. Das Thema von Skurrilität und Merkwürdigkeit von Erscheinungsformen der  äußeren Realität verbindet viele der Exponate.